Wenn sich der große Zeh in Richtung der anderen Zehen neigt und das Köpfchen des Mittelfußknochens sichtbar nach innen hervortritt, dann spricht man von einem Hallux valgus – auch Ballenzeh genannt.
Erfahren Sie nachfolgend, was ein Hallux valgus genau ist und mit welchen Symptomen er sich äußert, wie ein Hallux valgus entstehen kann, welche Vorbeugungsmaßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Inhaltsübersicht |
Hallux valgus – was ist das?
Hallux valgus (Ballenzeh) ist der medizinische Begriff für eine dauerhafte seitliche Schiefstellung der großen Zehe in Verbindung mit einer Deformierung des Großzehenballens.
Die große Zehe neigt sich zur Außenseite des Fußes in Richtung der anderen Zehen. Dadurch tritt das Köpfchen des Mittelfußknochens deutlich sichtbar nach innen hervor, was zu sehr schmerzhaften Reibungen am Schuh führen kann. Ein Hallux valgus tritt fast immer in Verbindung mit einem Spreizfuß auf.
In Deutschland leiden schätzungsweise 10 Millionen Menschen an einem Hallux valgus, der damit die am häufigsten vorkommende Deformierung des Vorfußes darstellt. Es handelt sich dabei um ein typisches Frauenproblem: Am häufigsten von einem Hallux valgus betroffen sind Frauen über 50 Jahren.
Vor allem bei älteren Personen führt ein Hallux valgus zu großer Unsicherheit beim Gehen, was eine erhöhte Sturzgefahr mit sich bringt.
Begriffserklärung Hallux valgus: Hallux = großer Zeh, valgus = schief
Hallux valgus – Entstehung, Ursachen und Risikofaktoren
Ein Hallux valgus wird meist durch eine dauerhafte Fehlbelastung des Vorfußes verursacht. Neben einer familiären Veranlagung gibt es zwei grundsätzliche Ursachen für Hallux valgus:
Familiäre Veranlagung
Es ist häufig zu beobachten, dass innerhalb einer Familie gleich mehrere Personen an einem Hallux valgus leiden. Dies liegt an der Vererbung der Neigung zu einem schwachen Bindegewebe. Vor allem bei Kindern in den betroffenen Familien sollte deshalb frühzeitig auf Fehlstellungen geachtet werden. Im Kindesalter, solange der Körper noch im Wachstum ist, lassen sich solche Dinge noch positiv beeinflussen.
Auch andere Faktoren, die das Bindegewebe schwächen, können das Risiko erhöhen. Dazu zählen beispielsweise Übergewicht, Schwangerschaft, Rheuma, häufiges Stehen und bestimmte Medikamente. |
Spreizfuß
Ein Risikofaktor für das Entstehen eines Hallux valgus stellt der Spreizfuß dar. Bei dieser Fußfehlstellung ist das Quergewölbe des Fußes abgeflacht, was zu einer verstärkten Belastung des Vorfußes führt. Ein Spreizfuß führt unbehandelt in vielen Fällen zur Entstehung eines Hallux valgus. Da ein Spreizfuß nur ganz selten Schmerzen bereitet bleibt er meist unerkannt. Schwielen an den Fußsohlen können auf einen Spreizfuß hindeuten.
Falsches Schuhwerk
Im natürlichen, gesunden Fuß sind die Zehen leicht fächerartig auseinandergezogen. Das ist bei den heutzutage üblichen (weil modischen) Schuhen kaum mehr möglich. Im Gegenteil: Hier stehen die Zehen meist eng beieinander, die natürliche strahlenförmige Anordnung der Zehen wandelt sich dadurch in eine Zehenreihe, bis hin zu einer dreieckigen Anordnung der Zehen. Werden dann auch noch zu enge oder zu kurze Strümpfe getragen, beschleunigt das diesen Prozess zusätzlich.
Ein Hallux valgus tritt vermehrt bei Frauen auf. Dies ist zum einen auf das bei Frauen schwächere Bindegewebe zurückzuführen, vor allem aber auf die Form von Damenschuhen, die das Risiko der Entwicklung einer Schiefstellung enorm erhöhen.
Ausschlaggebend bei Schuhen sind folgende drei Faktoren:
Absatzhöhe
Eine Höherstellung der Ferse um mehr als 3-4 cm erhöht den Druck auf den Vorderfußbereich und damit auf die Zehengrundgelenke fast um das Doppelte. Die große Zehe und der erste Mittelfußknochen werden dabei am meisten belastet.
Zu enge Schuhe
Vor allem elegante Damenschuhe sind oft zu eng und geben den Zehen nicht den Raum, den sie seitwärts und nach oben benötigen. Dies zwingt die Zehen in eine falsche Position. Die große Zehe drückt permanent gegen die anderen Zehen, was mit der Zeit zu einer permanenten Fehlstellung in der Gelenken des Fußes führt. Viele Frauen haben, von oben betrachtet, dreieckige Vorderfüsse, die genau in die konischen Zehenkappen solcher Schuhe passen.
Zu kurze Schuhe
Wenn die Schuhe zu kurz sind, werden die Zehen ebenfalls aus ihrer natürlichen Position gezwungen. Dies führt nicht nur zum Hallux valgus sondern auch zu Hammerzehen und Krallenzehen.
Zu hohe, zu enge oder zu kurze Schuhe sollte man (wenn überhaupt) nur hin und wieder zu besonderen Anlässen tragen. Werden jedoch ständig solche Schuhe getragen (was leider bei sehr vielen Frauen der Fall ist), erhöht dies die Gefahr, dass sich ein Hallux valgus bildet, dramatisch.
Hallux valgus Symptome
Einen Hallux valgus kann man optisch gut erkennen.
- Die große Zehe ist zur Außenseite, in Richtung der anderen Zehen, abgewinkelt
- Der Großzehenballen ist vergrößert und gerötet
- Zunehmende Bewegungseinschränkung der großen Zehe
- Im fortgeschrittenen Stadium ist die große Zehe verdreht
- Unter dem Mittelfußballen können Schwielen und Rötungen auftreten
Ist ein Hallux valgus schmerzhaft?
Ein beginnender Hallux valgus ist im Anfangsstadium meist „nur“ ein kosmetisches Problem, das (noch) keine Schmerzen bereitet. Bei fortschreitender Fehlstellung führt die ständige Druckbelastung zu Entzündungen im Großzehengrundgelenk und an der gespannten Haut. Dadurch können immer stärker werdende Schmerzen entstehen. Vor allem beim Tragen normaler Schuhe drückt das herausgetretene Mittelfußköpfchen gegen den nun zu engen Schuh.
Hallux valgus – Krankheitsverlauf und Prognose
Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es durch den ständigen Druck des herausgetretenen Mittelfußkopfes gegen zu enge Schuhe zu schmerzhaften Hautrötungen, Schwellungen und Entzündungen.
Das Großzehengrundgelenk und der Schleimbeutel am Gelenk werden zunehmend geschädigt, was die Schmerzen verstärkt. Durch das ständige Reiben an den immer enger werdenden Schuhen kann eine Schleimbeutelentzündng entstehen.
Ist der Schaden am Gelenk zu groß, kann ein Hallux valgus im Laufe der Jahre zum Gelenkverschleiß = Arthrose führen.
Durch den Druck der großen Zehe auf die anderen Zehen, kann es bei diesen zur Ausbildung von Hammer- oder Krallenzehen kommen.
Hallux valgus Behandlung und Vorbeugung
Ein Hallux valgus kann, abhängig vom Schweregrad, mit konventioneller Therapie oder operativ behandelt werden. Solange sich die große Zehe noch in eine Normalstellung bringen (aktiv oder passiv) ist eine Operation meist nicht nötig. Zwar kann die Fehlstellung mit einer konventionellen Therapie niemals vollständig rückgängig gemacht werden, doch Schmerzen können gelindert und ein Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten oder zumindest verlangsamt werden.
Hallux valgus Behandlung:
- Physiotherapie: Vor allem aktive und passive Bewegungstherapie, Fuß- und Zehengymnastik
- Orthopädische Einlegesohlen: Nehmen den Druck und dienen der Entlastung des Vorfußes. Spezielle Einlagen regen die geschwächte Fußmuskulatur an.
- Schaumstoff-Polsterungen und -keile* (Werbepartner): Entlasten und lindern den Schmerz
- Das nächtliche Tragen einer Hallux-valgus-Schiene* (Werbepartner) zur Korrektur der Fehlstellung im Zehengelenk
- Spezielle Hallux-Schuhe* (Werbepartner) erleichtern das Gehen
Wie Sie einem Hallux valgus vorbeugen können:
- Vermeiden Sie hohe, spitze und enge Schuhe und tragen Sie lieger breite, bequeme Schuhe.
- Achten Sie beim Schuhkauf darauf, dass die Füße im Laufe des Tages breiter und auch länger werden. Kaufen Sie deshalb Schuhe besser in den Abendstunden, sonst könnte es passieren, dass Sie eine Nummer zu klein kaufen.
- Machen Sie regelmäßig Zehengymnastik
- Wann immer es möglich ist, sollten Sie Barfußlaufen
Operation:
Wenn die konventionellen Therapiemaßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen und sich der große Zeh nicht mehr in eine normale Position bewegen (fixierte Deformität) lässt, kommt oft nur noch eine Operation in Frage.
Nach einer Hallux-valgus-Operation sollte über mehrere Wochen ein Spezialschuh getragen werden.
Weiterführende Links zu Informationen über eine Hallux-valgus-Operation:
Orthopäde Dr. Schneider, Orthopädische Gelenk-Klinik Gundelfingen
Gesellschaft für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie e.V.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Informationen und Hinweise. Er darf nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung verwendet werden und kann einen Arztbesuch nicht ersetzen! |